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Hallo Herr Schäfer, ich freue mich sehr, dass wir das Interview machen und Sie sich die Zeit genommen haben, mit oldtimersüchtig ein Typenportrait zu machen.

Bitte stellen Sie sich unseren Lesern doch kurz einmal vor!
Ich freue mich auch auf das Interview, mein Name ist Christopher Schäfer, ich bin 51 Jahre alt, verheiratet, hab drei Söhne und bin Geschäftsführer in einem Maschinen- und Anlagenbauunternehmen, aber in meiner Freizeit begeisterter Oldtimer-Besitzer, -Fahrer und -Enthusiast.

Was war denn das erste Auto Ihrer Eltern, an das Sie sich erinnern können?
Das erste Auto meiner Eltern … das war tatsächlich das erste Auto meiner Mutter, an das ich mich erinnern kann. Ob es das ERSTE Auto meiner Mutter war, kann ich nicht hundertprozentig sagen, aber es war ein himmelblauer Kadett B, Zweitürer. An den kann ich mich erinnern, weil ich als kleines Kind – damals gab es keine so strengen Vorschriften was das Anschnallen und Kindersitze angeht – hinten immer besonders gerne stand.

Das war alles noch gar kein Thema damals …
Ne, überhaupt nicht (lacht)

Gibt es einen Traumwagen aus Ihrer Kindheit? Ein Fahrzeug, wo Sie damals gesagt haben:“ Wenn ich mal groß bin …“
Mein Vater hat mich 1973 mitgenommen – ohne mir das zu erzählen – es war ’73 oder ’74 – nach Stuttgart, das war wirklich der Wahnsinn. Da sind wir nach Stuttgart geflogen und er hat nur gesagt, er hat da einen Geschäftstermin und er möchte mich gerne mitnehmen und tatsächlich hat er mich überrascht, weil wir dort eine S-Klasse Baureihe W116 abgeholt haben, in dunkelblau mit blauer Velour-Ausstattung innen. Das war … also, ich würde mal sagen, da ist viel Kindheitswunsch in Erfüllung gegangen.

Welchen Fahrschul-Wagen sind Sie gefahren?

Weil ich damals eine Zeit lang in den USA gelebt haben, hatte ich keinen deutschen Fahrschul-Wagen sondern hab da meinen Führerschein gemacht und hab den dann später hier übertragen lassen.

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Und das war was für ein Fahrzeug in den USA?

Oh, das kann ich nicht beantworten, da kann ich mich nicht mehr dran erinnern. Tut mir leid. Aber ich konnte vorher fahren, weil mein Vater mir schon mit 14 in Frankreich auf den Landstraßen beigebracht hat, wie man Auto fährt. Also kuppeln, schalten, bremsen, all diese Dinge.

Welches war denn Ihr erstes eigenes Auto?

Das war ein VW Golf GLS, der aber schon beim Kauf reichlich krank war, der fuhr nämlich nur auf drei Zylindern. Die Ehe hielt nicht besonders lange, weil, der war dann irgendwann durch.

Also hat sich das auch nie verändert mit den drei Zylindern …

Ne, leider nicht, irgendwie. Man hätte da dann doch viel, viel mehr machen müssen und dann hab ich lieber einen anderen Golf gekauft, das war dann günstiger als das Auto instand zu setzen.

Kommen wir zu dem M1, um den es heute ja eigentlich geht. Wann und wie und wo sind Sie denn über das Fahrzeug gestolpert? Wie ist es dazu gekommen, dass Sie den Wagen heute besitzen?

Also, gesucht habe ich den Wagen tatsächlich überhaupt nicht. Ich kannte den M1 – logisch – war natürlich in gewissem Sinne ein sehr besonderes BMW-Fahrzeug, aber ich bin ehrlich gesagt nicht der größte BMW-Fan, sodass ich garnicht aktiv nach diesem Fahrzeug gesucht habe, sondern ich bin von einem sehr guten Freund angesprochen worden, der wußte, das dieses Fahrzeug zum Verkauf stand. Er hat mich gefragt ob er das irgendwie vermitteln soll, weil er den Verkäufer ganz gut kennt. Im ersten Moment hab ich gesagt, ne, interessiert mich nicht, kann ich nichts mit anfangen. Also, so ein bisschen schroff abgewiesen … Und wie das so ist, wenn man mal eine Nacht oder vielleicht auch zwei oder drei darüber schläft, dann fängt man doch an, das anders zu reflektieren. Und so war es auch. Und dann hab ich die Möglichkeit gehabt mit dem Wagen eine Probefahrt zu machen und den ein bisschen kennen zu lernen. Danach hab ich mich dafür interessiert. Dann ist es aber nicht so schnell zum Verkauf gekommen, weil der Verkäufer dafür Sorge tragen wollte, das das Fahrzeug in die richtigen Hände gelangt. Ein älterer, sehr feiner Herr, der mich im Büro besucht hat um erst mal zu sehen, wer ich denn so bin und wie ich vom Typ her so bin und ob ich überzeugend genug bin, das er sein Auto in andere Hände gibt. In dem Fall in meine. So ist das Zustande gekommen.

Verstehe, und dann haben Sie letzten Endes offensichtlich doch überzeugt …

Wir sind doch sehr schnell handelseinig geworden. Stehen auch heute noch in Kontakt. Wie gesagt, wirklich ein sehr feiner, angenehmer, netter Herr, der sich immer wieder freut zu hören, dass es seinem Auto gut geht.

Wie lang ist das jetzt her?

Ich habe den gekauft 2012/2013.

Ist in der Zwischenzeit etwas an dem Fahrzeug gewesen? Musste was an dem Auto gemacht werden? Oder würden Sie sagen, Sie sind mit dem M1, so wie er ist, sehr zufrieden?

Der Wagen ist in einem, wie ich finde, wunderschönen Zustand, weil er nahezu vollständig original erhalten ist. Mit Erstlackierung, unfallfrei, keine größeren Schäden. Er hat ein bisschen Patina, was aber bei einem Alter von nahezu 40 Jahren halt absolut zulässig ist. Es ist ja kein Museumsstück sondern auch etwas, was bewegt werden soll und muss. Ich finde, das macht den Wagen auch viel attraktiver. Ich mag nicht so „aus dem Ei gepellte“ Fahrzeuge. Er wird regelmäßig gewartet. Einmal im Jahr alle notwendigen Flüssigkeiten wechseln und das führt dazu, das einfach keine Reparaturen notwendig sind. Ist alles gut, kommt jedesmal gut über den TÜV.
Das einzige was an dem Fahrzeug nicht ganz so original ist, ist ein Edelstahlauspuff.

Könnte man ja auch wieder in Originalzustand zurückversetzen, aber da gibt es keine Veranlassung zu.

Absolut ja, könnte man. Da gibt es aber keinen Bedarf, ich lasse das so wie es ist.

Gibt es denn irgendetwas, was mit dem Auto gar nicht geht? Bei Regen fahren, im Winter fahren, etc. …

Im Winter bewege ich das Fahrzeug nicht. Einfach weil viel zu viele aggressive Salze auf der Straße sind und die Konstruktion des Fahrzeugs mit dem Gitterrohrrahmen ist viel zu speziell. Wenn da Rost im Gitterrohrrahmen entsteht, lässt sich das nicht mal eben so einfach reparieren. Deshalb vermeide ich die Wintermonate und die Zeit wo gestreut wird. Frühjahr, Sommer, Herbst, wenn das Wetter gut ist und ich dazu Lust und Laune hab, bewege ich das Fahrzeug, auch im Regen. Ich hab allerdings einmal eine schlechte Erfahrung im Regen gehabt, da ist die Elektrik ein bisschen anfällig gewesen. Aber, das gehört dazu und das hat nicht dazu geführt, zu sagen: „Ab jetzt nur noch Schönwetterfahrten.“

Wenn Kleinigkeiten zu machen sind, wissen Sie sich selbst zu helfen? Tauschen Sie Zündkerzen, gehen Sie einem Geräusch nach, wenn Sie was hören? Oder sagen Sie eher, da soll jemand nach schauen, der zielgerichtet und blitzschnell weiß, wonach er suchen muss?

Wenn ich ein Geräusch höre, oder wenn kleinere Teile sich gelöst haben oder auszutauschen sind, das kann ich auch und traue mir das auch zu. Aber bei so einem – mittlerweile auch sehr wertvollen – Fahrzeug, da gebe ich das gerne in Fachhände. Einfach auch um es nicht zu verschlimmbessern, nur weil man glaubt, man kann es selbst besonders gut.

Welche Werkstatt kommt denn dann in Frage? Wo geben Sie den M1 hin?

Ich gehe seit vielen Jahren und sehr, sehr gerne in eine Essener Spezialwerkstatt für Oldtimer. Das ist die Firma Küke Motorsport. Da bin ich seit vielen, vielen Jahre sehr zufrieden. Gute Werkstatt, hohes Fachwissen!

Gibt es eine Person, die das Thema Oldtimer bei Ihnen entfacht hat?

Ne, gibt es eigentlich nicht. Ich habe mich immer begeistert für Autos. Egal ob ältere oder neuere Fahrzeuge, fand ich immer super. Ich war immer gut informiert über die jeweiligen Autos der einzelnen Hersteller, oder glaubte zumindest gut informiert zu sein – sicherlich kein totaler Fachmann – aber ausreichend gut informiert. Und Oldtimer haben mich immer fasziniert. Irgendwann in den Neunzigern fing das dann an, auch aus finanziellen Gründen, das ich mir einen ersten Oldtimer habe leisten können.

Gibt es so eine Art Hausstrecke. Sowas wie: „Ich muss mal den Kopf frei kriegen. Ich setz mich ins Auto und fahr mal meine Lieblingsstrecke.“

Ja, ich fahr schon mal ganz gerne ein Stückchen südlich von Hattingen raus, Deutsche Alleestraße und Umgebung. Wenn man Richtung Gevelsberg rausfährt, weiter Richtung Remmscheid, Radevormwald. Da sind sehr schöne Strecken, die echt auch zu einer totalen Entspannung bei mir führen. Das ist einfach genial.

Besuchen Sie Treffen, Events oder Messen?

Hin und wieder, früher etwas mehr. Aber mittlerweile, auch bewußt, etwas weniger. Das sind große und teilweise sehr kommerzielle Veranstaltungen geworden, das trifft nicht so meinen Geschmack. Häufig genug trifft man dann auf Leute die einen „voll Labern“, wenn ich das mal so sagen darf, mit ihrem Halbwissen und einen dann missionieren wollen. Das ist nicht so mein Ding.

Gibt es auch in der BMW-Szene nichts wo Sie sagen würden, da führe ich meinen M1 jetzt regelmäßig aus?

Ich bin im M1-Club. Das finde ich sehr angenehm, weil ich die Leute als sehr angenehme und ruhige, unprätentiöse Menschen kennen gelernt habe, die eine gemeinsame Leidenschaft pflegen, ohne aber dem anderen dabei auf den Keks zu gehen.

Ohne missionarische Absichten …

Genau, ohne missionarische Absicht. Aber schon mit dem Wunsch, die M1-Begeisterung zu hegen und zu pflegen, logisch.

Wenn Sie jetzt heute einen bestimmten Oldtimer neu anschaffen würden, wie würden Sie recherchieren, wo würden Sie schauen? Würden Sie sich an Händler wenden: „Ich suche das und das spezielle Fahrzeug in dem und dem Zustand, bitte melden Sie sich bei mir, wenn Sie da was haben.“ Oder würden Sie selber recherchieren? Wie würden Sie vorgehen?

Ich würde mich zuerst einmal über das Fahrzeug genau informieren. Sei es jetzt durch Fachliteratur – also durchaus klassisch in den Printmedien, aber natürlich auch über das Internet – das ist ja nahezu eine unendliche Informationsquelle – einfach um mehr über das Auto herauszufinden, über die Verfügbarkeit, über die Vorteile, über die Nachteile, über Erfahrungsberichte, was es alles so gibt. Natürlich auch über die Marktsituation. An Händler selbst würde ich nicht gehen, sondern ich würde versuchen, über die mittlerweile selbst vorhandenen Kontakte in der Oldtimer-Szene zu nutzen, um herauszufinden, ob es solche Fahrzeuge auch anderweitig gibt. Ich persönlich halte sehr viel davon von Oldtimer-Besitzer zu Oldtimer-Besitzer zu kaufen und zu verkaufen, und nicht über Händler zu gehen.

Gewisse Fahrzeuge wird man wahrscheinlich nur über Händler bekommen, weil die einfach sehr schnell vom Markt verschwinden, könnte ich mir vorstellen. Aber da sind wir jetzt auch thematisch bei Einzelstücken, Rennwagen, Fahrzeugen mit einer bestimmten Historie.

Wobei, unterschätzen Sie das nicht, da gibt es auch eine Szene, da gibt es Menschen … also, der Vorbesitzer des M1 hat ganz klar gesagt, er verkauft nicht an einen Händler, nur an Privatpersonen. Davon gibt es genügend, die das nicht als Handelsgut wissen möchten, also als reine Ware die von A nach B verkauft wird, sondern … klar, die wissen schon um den Wert der Fahrzeuge, aber wollen das in Hände von Begeisterten geben. Da wird höchstens mal ein Händler dazwischen geschaltet um den Kontakt herzustellen, es gibt ja auch, das muss man an der Stelle vielleicht auch mal ganz deutlich sagen, viele seriöse Händler, wie überall im Leben.

Es geht um netzwerken …

Ja genau, es gibt ein Netzwerk das man halt kennt, und dann weiß man, wen man fragen kann, und derjenige kann dann ein bisschen rumtelefonieren. Oldtimer sind Vertrauenssache.

Dann sind wir schon bei der letzten Frage angekommen. Die ist so zu verstehen, das Geld und/oder Verfügbarkeit überhaupt keine Rolle spielen, Sie sich aber auf zwei Fahrzeuge beschränken müssen. Sie haben also nur eine Doppelgarage zur Verfügung. Wie sieht Ihre perfekte Doppelgarage aus?

Das ist verführerisch!

Ich glaube, wenn man zu lang drüber nachdenkt, wird es sehr kompliziert …

Ja, das will ich gerade vermeiden: Also, in diese Doppelgarage gehört definitiv der M1 und, wenn ich es mir aussuchen dürfte, würde ich mir einen Mercedes Flügeltürer reinstellen. Traumauto! Irre technische Konstruktion, ganz faszinierend. Für mich finanziell „out of the range“, aber DAS ist Ingenieurskunst.

Und pures Design!

Ja, das auch, ja, ja. Also, da fließen ganz viele Dinge zusammen. Ich finde den ganz faszinierend. Ich könnte mir noch ganz viele andere tolle Fahrzeuge in dieser Doppelgarage vorstellen, ich bin also auch 911er-Begeisterter, ich hab auch einen, aber nein, wenn Sie mich auf zwei festnageln, dann der M1 und der Flügeltürer.

Vielen Dank für das Interview!

Sehr gerne, das hat mir viel Freude gemacht. Auch das Fotoshooting hat mir viel Freude gemacht.

Danke sehr!

Ganz toll! Ja, war richtig gut, war lange und ganz intensiv, aber hat mir richtig viel Spaß gemacht. Auch weil Sie beide (Anmerkung der Redaktion: Markus Heider und Christian Stein) das sehr nett und entspannt gemacht haben, aber auch sehr professionell. Wenn Sie mich jetzt fragen würden, was denn mein Lieblingsmotiv von dem Fotoshooting ist – falls ich Sie damit belästigen darf – was mir also so richtig gut gefällt, ist, wie Sie oben auf dem Hochofen standen und das Auto neben der Industrie-Lok stand, die ja ebenfalls einen Orange-Ton hat. Dieses Foto von oben ist so mit das schönste von dem ganzen Shooting.

Danke sehr für die Komplimente.

Sowie das Foto der Seitenansicht des Fahrzeugs mit der Betonkonstruktion im Hintergrund, leicht zugewachsen, alt und verkommen, das sind die beiden schönsten Fotos von dem Shooting!

Nochmals vielen Dank für das Interview!

Weiterführende Links

Henrichshütte Hattingen
Mein besonderer Dank geht an Frau Birgit Schulz für Ihre unkomplizierte und sehr zuvorkommende Art. Es hat mir Spaß gemacht, das Shooting in der Henrichshütte mit Ihnen zu planen. Danke, dass das alles so spontan geklappt hat. Ich weiß das sehr zu schätzen!

AGSUS Security
Vielen Dank Herr Longwitz, dass Sie, trotz paralleler Großveranstaltung, spontan jemanden zur Verfügung stellen konnten, der uns auf dem Gelände der Henrichshütte begleitet. Auch das das von heute auf morgen möglich war, ist nicht selbstverständlich. Danke!