Hallo Markus Haub, ich freue mich sehr, dass wir das Interview machen und du dir die Zeit nimmst, mit oldtimersüchtig ein Typenportrait zu machen.
Bitte stellen dich doch unseren Lesern kurz vor.
Hallo Christian,
vielen Dank für die Anfrage. Ich bin Markus und komme ursprünglich aus Mainz. Ich habe in den 90ern Transportation Design in Pforzheim studiert und bin dann nach Spanien gegangen, um für den Volkswagen Konzern und Renault zu arbeiten. Seit 2007 bin ich selbstständig und arbeite inzwischen eigentlich nur noch als Künstler und Fotograf in Barcelona und Mainz.
Meine Technik aus Fotografie und Malerei hat sich über die Jahre so entwickelt. Zunächst als Hobby und zum Ausgleich zur Arbeit als Designer, inspiriert von der damals noch lebendigeren Graffiti Szene in Barcelona, aber auch Grafik Design, Modefotografie und Kino. Die ersten Stücke hatten gar nichts mit Autos zu tun. Die Bilder entstammten dem Film „Das fünfte Element“ und „Million Dollar Hotel“ mit Milla Jovovich. Später bin ich zum Thema Automobil zurückgekehrt. Die Serie „Racing Legends“ startete vor über zehn Jahren und umfasst heute mehr als 1000 Werke. Ich verkaufe sie in Galerien in Deutschland, Spanien oder England.
Wo gefällt dir deine Kunst am besten? In einer Ausstellung, in einer großen Garage oder im Wohnbereich?
Also, ich sehe ja nur sehr selten, wo meine Kunden die Bilder aufhängen. Meist wahrscheinlich im Wohnzimmer. In die Garage passen sie natürlich auch gut. Bei mir zu Hause in der Wohnung und im Atelier hängen einige an den Wänden. Ich dekoriere aber oft um. So wird es nicht langweilig … Ansonsten gefällt es mir, sie in Galerien zu sehen. Dort ist meist die Beleuchtung sehr gut und sie kommen gut zur Geltung.
Ein ganz verrückter Fan hat sich eine riesige, private Garage in Mailand mit meinen Motiven tapeziert.
Als ein Auto-Designer hast du sicherlich das KFZ schon immer als spannend und faszinierend empfunden. Was war denn das erste Auto deiner Eltern, an das du dich erinnern kannst?
Ja, Autos fand ich schon immer Klasse. Das mit dem Zeichnen und Design ging aber erst so mit 13 Jahren los.
Meine Mutter fuhr mal einen Karmann Ghia. Da war ich aber noch nicht auf der Welt und ich kenne nur von einem Foto. Mein Vater hat ihn irgendwann verkauft, weil er ihm mit dem vorne liegenden Tank zu gefährlich war… Viiiiele Jahre später habe ich mir dann einen Karmann Ghia gekauft. Das war mein erster Klassiker. Mein Vater fuhr immer einen großen Mercedes. Gut kann ich mich an unseren distelgrünen W116er (280 SE) erinnern. Noch lieber mochte ich aber den hellblauen W126er (280 SE), den er danach fuhr. Mit kaum Extras und Radkappen aus Plastik. Trotzdem war der ziemlich luxuriös. Das war so ungefähr 1982. Ein wunderbares Auto. Sieht heute noch gut aus! Damit fuhren wir auch mal in die DDR, um unserer Verwandten zu besuchen. Die waren völlig aus dem Häusschen…
Gibt es einen Traumwagen aus deiner Kindheit? Ein Fahrzeug, wo du damals gesagt hast:“ Wenn ich mal groß bin …“
Ich war schon immer Ferrari Fan und so hingen auch die entsprechenden Poster in meinem Kinderzimmer. Einer meiner Traumwagen (bis heute) ist der Testarossa. Dicht gefolgt vom Ferrari F40.
Welchen Fahrschul-Wagen bist du gefahren?
Zu meiner Zeit war der Golf das klassische Fahrschulauto. Bei mir in der Nähe gab es aber eine Schule, die BMWs fuhr. Hier hatten schon meine Eltern ihren Schein gemacht und deshalb bin ich da auch hingegangen. Mein Auto war also ein 3er BMW (E30). Ich erinnere mich noch gut an meine erste Stunde. Ich wurde vom Senior Chef (bei dem schon meine Mutter gelernt hat) direkt nach der Schule abgeholt. Natürlich schauten alle meine Kumpels zu und warteten nur darauf, dass ich den Motor abwürgen würde. Herr Baroli (der Fahrlehrer) meinte zu mir: „OK, du musst nur lenken, ich mache den Rest.“ Und mit Vollgas und quietschenden Reifen verabschiedeten wir uns vom Ort des Geschehens. Da war natürlich großes Hallo auf dem Schulhof …
Für schönes Wetter hatten die auch ein 3er Cabrio im Fuhrpark, mit welchem meist die Tochter die Fahrten machte. Die sah dazu noch gut aus und so waren die Stunden oft ausgebucht. Manchmal hat es aber geklappt und gerne hätte ich noch ein paar mehr Pflichtstunden genommen.
Welches war denn dein erstes eigenes Auto?
Mein erstes Auto war ein VW Polo II Coupe Facelift in grau metallic. Der hatte leider nur 45 PS und war nicht so sportlich. Als erstes Auto war der aber völlig OK und hat mich durch mein Studium in Pforzheim begleitet.
Kommen wir zu dem 911, um den es heute ja eigentlich geht.
Wann und wie und wo bist du auf das Fahrzeug aufmerksam geworden? Wie ist es dazu gekommen, dass du den Wagen heute besitzt?
Ich habe ja noch zwei andere 911er. Einen 964 C4, den ich vor fast 15 Jahren gekauft habe. Und noch einen SWB von 1968, den ich seit 2012 fahre. Das Virus sitzt also schon einige Zeit in mir. Es wird sogar immer schlimmer…
Bei diesem war es aber anders. Es war nur eine Idee, ein Konzept, welches ich nach meinen Vorstellungen umsetzen wollte: einen alten 11er etwas aufbretzeln und geil aussehen lassen. Laut und unvernünftig, nur zum Fahren. Tuning eigentlich…Die Idee kam 2013 auf und konkretisierte sich recht schnell. Dennoch dauerte es noch zwei Jahre, bis ich geeignete Partner und ein Spenderauto gefunden hatte.
Wie viel Arbeit hast du in das Auto gesteckt – was wurde alles gemacht?
Ich war für den Look verantwortlich, habe Fotos zur Inspiration gesucht und Zeichnungen gemacht und in einem dicken Buch zusammengestellt, um darzustellen, wie ich das Auto haben möchte. Das Auto sollte ein F-Modell mit schmaler Karosserie sein, die im Farbton „steingrau“ (Farbcode 7510) lackiert wird. Eigentlich eine Farbe vom 356er, sie wurde aber auch als Sonderlackierung für den 911 in den Jahren 1966/67 angeboten. Am Heck sollte eine leuchtrote Grafik aufgebracht werden. Dazu Gfk-Kotflügel und Rückleuchten im Look des legendären 911“R” von ’67 und einige originelle Details, um das Auto unverwechselbar zu machen und den Geist und den Purismus der frühen Renn-Elfer zu zelebrieren.
Wie war der Prozess bei onassisporsches?
Onassis ist Tom Gädtke. Er arbeitet mit seinem Freund Daniel in der Werkstatt von Classic Boxers in Erkrath. Bei der Suche nach einem Spenderauto hatte ich ihn im Internet gefunden und wir hatten dann ein langes Telefonat. Ein paar Tage später bin ich nach Erkrath gefahren, um ihm und Daniel meine Ideen zu erläutern. Die beiden fanden das wohl ziemlich gut und so haben wir beschlossen das Projekt anzugehen. Auch konnte ich mir den 912 GT, den Daniel für sich selbst gebaut hatte anschauen und mich von der Qualität der Arbeiten überzeugen.
Das Basisauto hatte ich kurz darauf durch Zufall in Offenbach gefunden und so konnte es losgehen. Das war im Sommer 2015. Wann immer es was zu schauen oder zu entscheiden gab, bin ich von Mainz aus hochgefahren. Das war so an die 10 Mal in der ganzen Zeit. Sonst schickte mir Tom auch immer Fotos von den Fortschritten. Selber konnte ich leider nicht mitmachen. Dafür war die Distanz zu hoch und meine Schrauberkenntnisse zu niedrig.
Wie lange hat es gedauert, bis er fertig war?
Die Arbeiten dauerten zwei Jahre. Im September 2017 war es fertig.
Wie sind die vielen „eigenen“ Designelemente entstanden und warum sind es gerade diese geworden?
Die meisten sind während des Prozesses entstanden. In den ersten Skizzen sieht man noch eine frühe Option für die hintere Seitenscheibe. Eine aus Plexiglas mit vertikalen Lüftungsschlitzen, wie sie im 911 R von 1967 verbaut wurden. Ich wollte aber nicht, dass mein Auto wie eine Replika dieses Modells wirkt, denn wir haben ja schon die typischen Rückleuchten (rund) und die GFK Kotflüfel mit dem Luftloch neben dem Blinker. Das war genug „R“. Es musste also etwas Neues her!
Gut gefiel mir auch eine Abdeckung im Stil des 356 SL Le Mans aus Alu mit Schlitzen drin. Diese verbaut aber komplett die Sicht nach schräg hinten und fiel also aus.
Während meinen frühen Inspirations-Recherchen bin ich auf Fotos des ersten 911 Prototyps von 1963 gestoßen. Der „Fledermaus“ genannte Prototyp ist ziemlich skurril und stark mit Anbauteilen getarnt. Am Heck hat er zwei Flossen montiert und auch die Haube ist erhöht. Das Seitenfenster bestand halb aus Glas und halb aus Blech mit Lüftungseinlässen. Dieses Fenster wollte ich zitieren, wenngleich ich meinen Entwurf etwas abgewandelt habe. So etwas habe ich an noch keinem umgebauten 911er gesehen.
Ein anderes Detail ist der Tankdeckel. Geil ist, wenn er mittig auf der Kofferraumhaube sitzt, aber dann reduziert sich der Kofferraum, bzw man kann ihn nicht richtig mit Gepäck beladen. Zu unpraktisch. Also blieb er, wo er ist. Durch die neu verbauten Glasfaser-Kotflügel hatten wir aber Freiraum in der Gestaltung und so wurde er einfach kreisrund ausgeschnitten und ein von Hand angefertigter Rennstutzen draufgesetzt.
Und dann natürlich die ganze leuchtrote Grafik. Ich wollte was modernes, welches sich auf irgendeine Weise mit einem Detail aus der Geschichte des Auto verwebt, um ihm ein wenig Respekt für sein früheres Leben zu zollen. Leider war absolut gar nichts davon bekannt. Nur, dass er 1970 nach Kalifornien ausgeliefert wurde und 1991 wieder zurück nach Deutschland kam. Seitdem war er nie angemeldet und mir ist kein Besitzer bekannt, den ich fragen könnte. Ein weißes Blatt also. Einzig die Fahrgestellnummer prangt als als Zahlencode auf der Motorhaube.
Beim Auseinanderbauen der Lüftung kam jedoch ein Relikt aus früheren Tagen ans Licht, welches dort wohl mal reingerutscht ist. Ein Parkticket aus Santa Monica. Es könnte aus den 80ern stammen und man kann sich lebhaft die Szenerie inklusive Sonnenuntergang vorstellen. „Beach Parking all day 3 Dollar“ steht darauf und genau so baute ich es in eine moderne Grafik um, die nun auf dem Motordeckel klebt.
Auch die Strebe auf der Heckscheibe ist leicht zu erklären. Normalerweise sind es zwei und sie verleihen der Scheibe aus Plexiglas mehr Stabilität. Vor allem bei Rennwagen. Die Motorhaube hat keine normalen Scharniere, sondern man kann sie an kleinen angeschweißten Scharnieren komplett aufklappen. Die schlägt dann jedoch an die Scheibe, was mir nicht gefallen hat. Deshalb die Idee nur eine Strebe mittig zu verbauen und sie mit einen Gummipoppel zu versehen, um den Lack und die Scheibe zu schützen. Auch diese Idee habe ich so noch nie gesehen.
Den Innenraum wollte ich so minimal wie möglich haben. Keinen Teppich und auch keine Kunststoffleisten und Abdeckung am Armaturenbrett und an den Türen. Das klingt einfach, aber hier gab es viel Detailarbeit. Löcher mussten zugeschweißt werden, Bleche geglättet werden, damit es auch einigermaßen gut aussieht. Alles ist schwarz. Nur die Instrumente stechen ins Auge. Hier haben wir die Zifferblätter im Detail neu gestaltet und mit Logos versehen. Die Zeiger sind leuchtrot lackiert und der Drehzahlmesser zeigt jetzt eine vergrößerte „7“ die den Maximalwert anzeigt.
Gibt es denn irgendetwas, was mit dem Auto gar nicht geht? Bei Regen fahren, im Winter fahren, etc. …
Eigentlich nicht. Es stand ja im meinem Lastenheft, dass es regulär mit H-Kennzeichen zugelassen werden und voll alltagstauglich sein soll. Mit Heizung, ausrollbarer Gummimatte im Kofferraum (wo auch kein Teppich verbaut ist), 85l Tank für bessere Reichweite… Im Winter fahren geht also schon, aber wenn Salz auf den Strassen liegt mache ich das generell nicht. Mit keinem meiner Oldtimer.
Was machst du an dem Fahrzeug selbst? Und ab wo lässt du lieber jemand anderen schrauben?
Ich mache so gut wie gar nichts selbst. Wenn es ein größeres Problem gibt , fahre ich in die Werkstatt. Die freuen sich dann immer wenn ich mit irgendwas Neuem angeschissen komme! Erst neulich ging das Rücklicht nicht. Sicherung und defekte Birne konnte ich ja noch selbst ausschließen. Auch habe ich mit meinem Bruder verschiedene Ströme durchgemessen. Dennoch kamen wir nicht weiter. Die Werkstatt stellte letztendlich einen Kabelbruch am Teilstück im Radkasten fest und hat es gelötet. Problem gelöst. Das geht aber nicht immer so schnell…da gab es auch schon dickere Bretter zum bohren.
Welche Werkstatt kommt denn dann in Frage? Wo gibst du den 911er hin?
Ich bin schon mit meinen anderen Porsches seit fast 15 Jahren bei einer freien Porsche Werkstatt in Wiesbaden. Zu der habe ich vollstes Vertrauen und die haben mich noch nie stehen lassen. Auch oder gerade bei Notfällen oder spontanen Problemen: Russ Automobile
Mit dem neuen Auto versuche ich eher zu den Jungs nach Erkrath zu fahren, weil die es ja gebaut haben und am besten kennen. Auf Grund der Entfernung ist/war es aber nicht immer möglich. Gerade am Anfang hatten wir Probleme mit der Kupplung und der Vergasereinstellung/Zündanlage und oft brauchte ich spontane Hilfe in meiner Nähe. Letzten Winter stand das Auto aber bei Classic Boxers, um ein paar kleinere Sachen auszubessern oder zu modifizieren. Der Drehzahlmesser hing immermal und musste eingeschickt werden. Auch gab es einen Riss am Schweller, der repariert und neu lackiert werden musste. Diesen Winter war er wieder dort. Die GKF Kotflügel wurden wellig und mussten abgeschliffen und neu lackiert werden. Auch der Kupplungsdefekt wurde endgültig behoben. Irgendwas ist immer …
Classic Boxers
Gibt es eine Person, die das Thema Oldtimer bei dir entfacht hat? Schließlich kümmert man sich als Autodesigner ja eher um die Zukunft des Automobils …
Hmmm, weiss ich gar nicht so genau. Ich denke, das kam so mit der Zeit. Ich hatte im Jahr 1999 den Karmann Ghia Coupe von 1966 gekauft. Mit dem fuhr ich am Wochenende mal um den Block, aber sonst nicht viel. Damals waren Oldtimer noch nicht so hipp wie heute. Das war was für Spinner und Nostalgiker. Auch gab es kaum Veranstaltungen für so was. 2007 habe ich mit meinem Studienfreund Thomas ein Blog gegründet (www.formfreu.de), auf welchem wir Fotos von alten Autos, Design oder Architektur posteten. Später zunehmend Oldtimer. Mit ihm nahm ich auch an meiner ersten Oldtimer-Rallye teil. Die Premiere der Hamburg- Berlin Rallye, die von der Auto Bild organisiert wird. Was für ein Spaß und Abenteuer! Erste Rallye und dann sooo weit. Allein die Anreise nach Hamburg waren schon 500km, plus Rallye und von Berlin wieder zurück. Und das mit den 44 PS im Karmann, der mehr Kilometer auf den Zähler bekommen hat, als in all den Jahren zuvor. Er hat es anstandslos überstanden und eine Wertungsprüfung haben wir auch gewonnen! In der Folgezeit nahmen wir an sehr vielen Rallyes teil. Immer mal auch an einer großen, die über mehrere Tage ging. Sachsen Klassik, Silvretta Classic, Creme 21, Saar-Lohr-Lux Classique…
Um die Zukunft des Automobils habe ich mich auch gekümmert. Aber nur bis 2007. Dann habe ich meinen Job bei Renault in Barcelona gekündigt und mich selbstständig gemacht und meine Karriere als Künstler gestartet.
Gibt es so eine Art Hausstrecke? Zum „Kopf-frei-kriegen …“
Ich fahre gerne durch Rheinhessen. Hier gibt es wunderschöne, wenig befahrene Straßen, die durch die mit Wein bewachsenen Hügel führen. Fast wie in der Toskana. Auch gerne in den Rheingau. Durchs Wispertal und dann über Presberg zurück.
Besuchst du Treffen, Events oder Messen? Wenn ja, welche und warum genau diese?
Ja. Wenn immer es möglich ist. Ich lebe ja einen Grossteil in Barcelona und pendel oft zwischen Spanien und Mainz.
Neben den großen Auto-Shows in Frankfurt, Genf oder auch Paris gehe ich natürlich auf Oldtimermessen. Erst neulich war ich auf der Retro Classics in Stuttgart. Auf die Techno Classica habe ich es dieses Jahr leider nicht geschafft. Die ist noch mal ne Nummer größer und auch breiter aufgestellt. Lohnt sich auf jeden Fall!
Ansonsten mache ich gerne immer mal was Neues oder zumindest versuche ich nicht jedes Jahr auf die selben Veranstaltungen zu gehen. Sehr schön ist das „Espiritu de Montjuic Festival“ in Barcelona oder natürlich der Oldtimer-Grand-Prix auf dem Nürburgring. Das Goodwood Festival of Speed oder Le Mans Classic sind natürlich absolute Highlights. Aber auch Pebble Beach, Chantilly Arts & Elegance oder der Concorso d’Eleganza Villa d’Este sind ganz ausgezeichnete Veranstaltungen. Dort sieht man Autos, die nicht jeden Tag aus der Garage kommen. Von manchen wusste man nicht mal um deren Existenz. Und die Kulisse ist traumhaft. Darum geht es eigentlich. Die Fahrzeuge in einem anderen Kontext zu erleben und sie bei Tageslicht und Sonnenschein zu fotografieren. Sie fahren zu sehen und zu hören und zu riechen. Auf der Rennstrecke oder im Park am Comer See. Das geht auf keiner Messe oder in keinem Museum.
Gerne bin ich auch bei den Classic Days Schloss Dyck. Als Besucher oder Teilnehmer. 2016 habe ich dort für meinen 911 SWB den FIVA Preservation Award verliehen bekommen. Als eines von sieben Fahrzeugen weltweit, die später in Paris im UNESCO Hauptsitz ausgestellt wurden!
In den letzten Jahren war ich auch viel auf Ausfahrten unterwegs. Einerseits mit Freunden oder bei organisierten Touren. Die von Matthias Bartz veranstaltete Dino Ausfahrt des Ferrari Clubs war immer Klasse. Oft kamen 50 Fahrzeuge oder mehr für ein Wochenede zusammen. Letztes Jahr war sie ganz besonders, weil sie nach Maranello ging, um das 50 jährige Jubiläum des 246ers zu feiern. Ich war mit meinem 308 GT4 dabei und fuhr mit 180 anderen Dinos über die Teststrecke in Fiorano und besuchten das Werk. Ein Traum ging für mich in Erfüllung. 1988 stand ich dort zum ersten Mal vor dem Tor und hatte keinen größeren Traum, als eines Tages einen Ferrari zu fahren und das Werk mal von innen sehen zu dürfen. Im Anschluss fuhr ich mit meiner Freundin noch eine Woche weiter durch Italien und über die Alpen zurück. Insgesamt 4000 Kilometer. Dazu gibt es ein schönes Video.
Wenn Du jetzt heute einen Oldtimer neu anschaffen möchtest, wie würdest du recherchieren, wo würdest du schauen? Würdest du dich an Händler wenden? „Ich suche das und das spezielle Fahrzeug in dem und dem Zustand, bitte melden Sie sich bei mir, wenn Sie da was haben.“ Oder würdest du selber recherchieren? Wie würdest du vorgehen?
Da gibt es sicher kein Patentrezept. Ich würde überall recherchieren und nachfragen. Man weiss ja nie … Das Internet ist hierbei aber schon eine große Hilfe.
Den Karmann hatte ich im Jahr 1999 über eine Kleinanzeige gefunden. Aber da gab es ja (fast) noch kein Internet. Manchmal habe ich nicht mal nach einem Auto gesucht. Es kam einfach auf mich zu. So war es mit dem 911 SWB und auch dem Mini. Beide habe ich von einem Freund aus England spontan gekauft, der sie mir angeboten hatte. Den Ferrari habe ich in der Tat über eine Werkstatt gefunden. Dort bin ich mal hin und habe vorgetragen, was ich suche und ob er nicht jemanden kenne usw. Ein paar Wochen später hatte er ein Kundenauto für mich. Das war es dann. Es war immer pures Glück und Zufall. Auch das 911 Spenderauto habe ich über einen Zufall gefunden. In einer Werkstatt in Frankfurt hatte ich nachgefragt und einen Kontakt zu einem Teilehändler bekommen, der das Auto noch nicht inseriert hatte.
Worauf sollte man beim Oldtimerkauf unbedingt achten? Hast du einen Tipp für unsere Leser?
„Kaufe nie den Ersten!“. Diesen Ratschlag habe ich bei ALLEN meiner Autos NICHT befolgt. Ich habe tatsächlich immer den ersten gekauft, den ich mir live angeschaut habe. Und es war für mich immer der richtige…denke ich.
Natürlich kann ich das keinem empfehlen. Sich viel zu informieren und sich nicht zu sehr von seinen Emotionen leiten zu lassen ist sicher von Vorteil. Wenn man selbst nicht so viel Ahnung von der Technik hat (wie ich), sollte man sich jemand mit Sachverstand mitnehmen. Das spart sicher den einen oder anderen Euro. Man sollte auch nicht das billigste Angebot nehmen. Das ist nämlich hinterher meist das teuerste. Lieber den besten kaufen, den man sich leisten kann.
Letzte Frage: Geld und Verfügbarkeit spielen keine Rolle. Wie sieht deine perfekte Doppelgarage aus? Ja, richtig, nur zwei Fahrzeuge!
Ist das schwer. Eigentlich habe ich meine Traumgarage. Aber natürlich fehlen da ja noch die beiden von den Postern in meinem Kinderzimmer. Der Testarossa und der F40.
Auf meiner Webseite gibt’s alle Stories zu meinen Autos und den Veranstaltungen, die ich besuche …
www.garagex.de